Handball-Derby: Fredenbeck schlägt Beckdorf

Mit einem klaren 30:25-Sieg haben die Handballer des VfL Fredenbeck erstmals seit vier Jahren wieder ein Kreisderby in der 3. Liga Nord gegen den SV Beckdorf gewonnen und halten Anschluss an die Sputze. Beckdorf steht auf dem ersten Abstiegsplatz.

Mehr als 1100 Handballbegeisterte hatten sich auf den Weg nach Buxtehude gemacht, um ein traditionell hart umkämpftes, an Spannung und Emotionen reiches Derby zu erleben. Daraus wurde diesmal nichts, zu überlegen gestaltete der VfL Fredenbeck die Partie. Rund zehn Minuten (4:4) hielten die Beckdorfer mit und das Spiel offen. Die Angriffe wurden ausgespielt, die Abwehr stand, Torwart Florian Knust hielt, was zu halten war. Dann übernahm der VfL Fredenbeck das Zepter. Aus einer sehr robusten und schnellbeinigen Abwehr heraus, mit einem guten Fabian Piatke im Tor, nutzten die Fredenbecker konzentriert ihre Chancen und zogen auf 8:5 (15. Spielminute) davon.

Das, was auf Beckdorfer Seite folgte, war eine Kopie der letzten Spiele. Im Angriff häuften sich jetzt die Abspielfehler, zahlreiche Hundertprozentige wurden vergeben. Fredenbecks Angriff, an diesem Abend keineswegs zum Fürchten, nutzte konzentriert die sich bietenden Gelegenheiten und hielt die Beckdorfer auf Distanz (9:12, 26.). In den Schlussminuten der ersten Halbzeit verlor auch Beckdorfs Abwehr erst die Konzentration, dann die Linie. Das 17:11 für Fredenbeck zur Halbzeit, in den letzten drei Minuten herausgespielt, war die Quittung.

In der zweiten Halbzeit änderte sich an den Kräfteverhältnissen nichts. Beckdorf war im Angriff gegen eine aggressive Fredenbecker Abwehr sichtlich überfordert, in der Abwehr häuften sich Abstimmungsprobleme. Nachdem wiederum in den ersten zehn Minuten der Torabstand zu Fredenbeck zumindest gehalten werden konnte (15:22, 40.), setzen sich die Fredenbecker in der Folge immer klarer ab. In der 53. Minute führte der VfL mit 29:18. Das Spiel war längst entschieden. Fredenbecks Coach Andreas Ott setzte nun seine zweite Riege ein; vor allem jungen Nachwuchstalente und Rekonvaleszenten bekamen ihre Chance.

Beckdorf arbeitete nun in der Abwehr offensiver und konnte gegen das Fredenbecker Nachwuchsteam das Endergebnis noch etwas freundlicher gestalten. Mit 25:30 aus Beckdorfer Sicht wurde die Partie beendet. Eines der klarsten und spannungsärmsten Derbys der vergangenen Jahre hat mit dem VfL Fredenbeck einen verdienten Sieger. Das sah auch Fredenbecks Coach Andreas Ott so: „Wir haben von der ersten Minute an konzentriert gedeckt und hatten mit Fabian Piatke einen sehr guten Torwart. Im Angriff hatte wir ein paar Anlaufschwierigkeiten. Aber nachher lief es und bis zur 52. Minute hatten wir für klare Verhältnisse gesorgt.“

Zunehmend ratlos kommentierte Beckdorfs Coach Rayco Rodriguez die Partie. „Die Einstellung meiner Mannschaft war heute nicht gut. Wir haben vergessen, Handball zu spielen. Dabei hatten wir noch Glück, nur mit fünf Toren verloren zu haben. Wer 14 Mal aus sechs Metern nicht trifft, kann nicht gewinnen.“

Der SV Beckdorf fährt am kommenden Wochenende mit der Hoffnung auf eine Wende zum Besseren zum SV Anhalt Bernburg, während der VfL Fredenbeck zu Hause mit HV Grün Weiß Werder den derzeitigen Tabellenletzten empfängt und seinen Angriff auf die Tabellenspitze fortsetzen kann.

Das sagen die Spieler

Florian Knust (SVB): „Die fehlende Chancenauswertung war der Hauptgrund für unsere Niederlage. In der Abwehr standen wir trotz der 30 Gegentore nicht schlecht.“

Raimonds Trifanovs (SVB): „Wir machen zu viele technische Fehler und vergeben zu viele klare Torchancen. Fredenbecks Spiel mit dem Kreisläufer konnten wir nicht unterbinden. Der zunehmende Druck macht uns noch nervöser.“

Till-Oliver Rudolphi (SVB): „Wie in den letzten Wochen machen wir zu viele technische Fehler. Die Abschlussschwäche ist eklatant. Mit dem Ergebnis können wir noch zufrieden sein. Fredenbeck hat es mehr gewollt.“

Michael Schmidt (SVB): „Wir haben uns wieder einmal nicht an den Matchplan gehalten. Nach 15 Minuten brechen wir ein und es wird gemacht, was dem Einzelnen so in den Kopf kommt. Dazu bekommen wir die freien Dinger nicht rein.“

Markus Bowe (SVB): „Das alte Lied: zu viele technische Fehler, schwache Abschlüsse. Wenn wir wüssten, woran es liegt, hätten wir es schon abgestellt.“

Jonas Buhrfeindt (VfL): „Wir hatten mit Beckdorf noch einige Rechnungen offen. Ein Sieg war an der Zeit. Wir wollten sie überrennen, weil wir wussten, dass sie irgendwann schlappmachen.“

Maciek Tluczynski (VfL): „Das war kein gutes Spiel von uns. Wir haben uns im Angriff schwer getan. Aber es hat gereicht. Wenn wir es cleverer ausspielen, gewinnen wir mit zehn Toren Unterschied.“

Jürgen Steinscherer (VfL): „Beckdorf ist nicht so schlecht, wie es der Tabellenstand aussagt. Wir mussten hier richtig kämpfen, um die Punkte mitzunehmen.“

Jonas Vonnahme (VfL): „In Anbetracht unserer Personalsituation war das ziemlich gut. Die Abwehr hat wieder gut gearbeitet und Fabian Piatke hat gut gehalten.“

Fabian Piatke (VfL): „Solch ein Derby ist kein normales Spiel. Da zählt der Wille. Wir haben jede Aktion gefeiert, waren alle immer da und haben die Emotionen mitgenommen.“

Die Aufstiegsfrage beim VfL Fredenbeck

In der vergangenen Saison hat das Fredenbecker Management um Geschäftsführer Ulrich Koch kurz nach Weihnachten damit begonnen, bei den Sponsoren um Geld zu werben, um sich das Abenteuer 2. Bundesliga leisten zu können. Der Ausgang ist bekannt: Die Wirtschaftskraft reichte nicht, um eine sportlich konkurrenzfähige Mannschaft und die nötigen Strukturen aufzubauen. Fredenbeck hakte den Aufstieg ab. In dieser Saison werden die Karten neu gemischt. Aussichtsreich rangiert der VfL erneut unter den Topteams der Liga. Die Gespräche mit möglichen Unterstützern sollten früher beginnen, sagt Koch. Fredenbeck sei allerdings ausgeschöpft, was die Zahlungskraft angeht. „Es ist die Frage, ob Stader Unternehmen Spitzenhandball in der Region haben wollen“, sagt Koch. Aber die Stader pushten derzeit in erster Linie den Fußball.

Die Summen bleiben die gleichen. Der VfL möchte seinen Etat im Falle eines Aufstiegs um 200 000 Euro aufstocken. Koch: „Darunter fangen wir gar nicht erst an.“ Der Geschäftsführer schätzt, dass zwei Drittel der Spieler glücklich darüber seien, in der dritten Liga oben mitzuspielen. Einige würden allerdings überlegen, ob sie weiter für den VfL auflaufen, wenn es – den sportlichen Aufstieg vorausgesetzt – wirtschaftlich erneut nicht klappen sollte. Ein zweites Mal einen Rückzug zu vermitteln, findet auch Koch schwierig. Anfang März 2017 müssten die Aufstiegsaspiranten ihren Willen dokumentieren. Bis Ende März müssten sie ihre Wirtschaftskraft beweisen und zusagen.

Die Statistik

SV Beckdorf: Stielert, Knust (1.- 60. Min. 19 Paraden), Trifanovs 3, Setnikar 5, Kreicsbergs 1, Werner, Hesslein 5/1, Bowe 2/2, Jansen 3, Kahrs, Rudolphi 2, Clemens 3, Schmidt 1, Juzups.

VfL Fredenbeck: Rohde, Piatke (1. – 60. Min. 12 Paraden), Tluczynski 2, Kratzenberg 1, Rumniak 1, Buhrfeind 4, Vonnahme 6, Schulte-Berthold 2, Steinscherer 10/4, Moscinski, Richter, Oppong 3, Rohde, Lens 1.

Siebenmeter: SVB 6/3 – VfL 4/4.

Zeitstrafen: SVB 4 – VfL 5.

Rote Karte: Schulte-Berthold (Fredenbeck, 51. Min., dritte Zeitstrafe).

Zuschauer: 1100

Schiedsrichter: Lars Baganz und Rene Ratzmer (Meschede, Bad Schwartau)

Quelle: Tageblatt
Foto: Jürgens

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Eine Halbzeit lang hält Beckdorf mit

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