H1: Weiße Weste glänzt rot

Beckdorf erzielt gegen die zweitbeste Abwehr der Liga 40 Treffer.

Es war angerichtet für das Spitzenspiel in der Oberliga Nordsee. Die Halle auf dem Delm platzte bereits eine Stunde vor dem Anpfiff aus allen Nähten, man konnte die Spannung förmlich spüren. Für den ersten Höhepunkt sorgten dann die Beckdorfer Fans. Komplett in Rot gekleidet, empfingen sie ihre Mannschaft mit einer speziellen Choreografie und etlichen Transparenten. Auch das Motto der Saison „#LassmalMeisterwerden“ war in großen Lettern verkündet und sollte der HSG Barnstorf-Diepholz die Richtung vorgeben, die die Gastgeber sich vorgenommen hatten.
Die Barnstorfer waren motiviert bis in die Haarspitzen, den Hausherren die Weihnachtsfeier zu vermiesen. Mit einer aggressiven 3:3-Abwehr agierte das Team von Trainer Dag Rieken zunächst auch dominierend. Der Rückraum um Maris Versakovs, Kristof Krohn und Stefan Völkers wurde fast pressgedeckt, so dass ein richtiger Spielfluss zunächst nicht aufkam. Doch nach zehn Minuten nahmen die Mannen von Beckdorf-Coach Daniel Untermann die Zügel in die Hand. Mit rasantem Tempospiel holte man sich die Führung und die Halle brodelte nun. Beide Fanlager trommelten, sangen und klatschten, was das Zeug hielt, die Teams dankten es ihnen mit sehenswerten Treffern. Mittlerweile war auch ausreichend Platz auf dem Feld, denn die beiden Unparteiischen Petersen/Mädge drückten nun ihre Sichtweise des Spiels durch. Sehr zum Missfallen beider Trainer, flogen die Akteure für Kleinigkeiten schnell vom Feld. Mit nur einem Tor in Führung liegend, standen die Beckdorfer in der 22. Minute dann nur noch zu dritt gegen fünf Barnstorfer auf dem Feld. Doch mit der Kaltschnäuzigkeit eines souveränen Tabellenführers, gelang es ihnen durch einen Kempa auf Henning Scholz, die Strafzeit sogar zu gewinnen. Nun war aus dem Brodeln eine ohrenbetäubende Kulisse geworden. Mit 18:16 ging es zum Pausentee, bei welchem Untermann die richtigen Entscheidungen traf.

Denn die Beckdorfer bliesen nun zum Angriff. Immer wieder nutzten sie ihre überfallartigen Angriffe und Konter für einfache Tore, während Barnstorf sich kräfteraubend in den Positionsangriff begeben musste. Mit der Rückkehr von Stefan Stielert zwischen die Pfosten konnten nun auch einige freie Geschosse entschärft und zu eigenen Erfolgen umgemünzt werden. Vor allem Arvis Juzups war nun warmgelaufen und eben Sinnbild des neuen Selbstbewusstseins der Beckdorfer Equipe. Vorne wie hinten schuftete Juzups für sich und sein Team und setzte mit einem Solo durch vier Barnstorfer seiner Glanzleistung die Krone auf. Beim 32:25 war das Spiel dann faktisch entschieden und für die Hausherren begann nun das Schaulaufen. Mit einer gekonnt gespielten Kombination flog Vito Clemens quer über das Feld zum zweiten Kempa des Tages, feuerten Henning Scholz, Stefan Völkers und Maris Versakovs die Geschosse in die Maschen. Vergessen war der Unmut über die fragwürdige Leistung der Schiedsrichter in solch einem handballerischen Leckerbissen zweier Teams, die ordentlich Werbung für sich und ihren Sport gemacht hatten. Die letzten Minuten wurden dann zur großen Party. Freudentaumelnd klatschten und herzten sich die Spieler und Trainer auf der Bank, jedes Tor wurde frenetisch gefeiert und die Lieder der Beckdorfer Schlachtenbummler ließen das Hallendach hochfliegen. Tosender Jubel entfachte dann beim Abpfiff und der Delm stand Kopf. Mit 40:32 hatte man die zweitbeste Abwehrreihe der Liga demontiert, auf jede taktische Umstellung die passende Antwort gehabt. Ein schweißgetränkter und voll Adrenalin stehender Beckdorfer Trainer Untermann fand in der Pressekonferenz dann auch entgegen seines Naturells wenige Worte. Diese aber hatten es in sich. Er adelte die HSG Barnstorf-Diepholz zu eben jenem Gegner, den man sich gewünscht und erwartet hatte und wurde nicht müde, sich bei den Fans zu bedanken, die dem Spiel eine denkwürdige Kulisse verliehen hatten. Barnstorfs Coach Rieken erwies sich als guter Verlierer und sah sein Team weiter auf aufsteigendem Ast, aber nicht stark genug, um dem individuell besser besetzten SVB letztendlich den Schneid abkaufen zu können.

Und während beide Trainer ihren Adrenalinpegel noch runterschrauben mussten, standen die Spieler des Tabellenführers bereits bei der nächsten Aufgabe. Die Fans wurden bei Freibier und Chili-Con-Carne bis weit nach Mitternacht verköstigt, nachdem es vor dem Spiel bereits Schokoweihnachtsmänner hagelte. „Wichtig für uns sind unsere Sponsoren und Fans, ohne die wir das ganze Unternehmen SV Beckdorf nicht in dieser Art und Weise präsentieren könnten. Deshalb wollten wir damit ein kleines Dankeschön sagen.“, so Untermann. Aus diesem Grund haben sich die Beckdorfer auch etwas ganz Spezielles einfallen lassen. Fans, Sponsoren und Gönner können sich ab sofort ihren Lieblingsspieler „kaufen“. Wenn das neben einer weißen Weste nicht ein außergewöhnliches Weihnachtsgeschenk wäre. Doch diese müssen die Spieler vom Delm erst noch verteidigen. Am kommenden Wochenende geht es zum schweren Auswärtsspiel nach Schwanewede. Dort wollen Rudolphis, Bowes, Jansens, Kahrs und Co. dann die vierte Kerze auf dem sportlichen Adventskranz zum Brennen bringen, bevor Untermann seinen Männern dann bis Neujahr Urlaub genehmigt hat. Bis dahin heißt es aber volle Konzentration und #LassmalMeisterwerden.

Statistik:
Stielert (1.-16. Und 34.-60.; 13 Paraden), Kugis (17.-33., 6 Paraden); Versakovs (5), Rudolphi, Krohn (1), Werner (3), Clemens (3), Hesslein, Bowe (5), Schmidt, Kahrs, Völkers (7), Juzups (5), Scholz (10/4), Jansen (1).
Siebenmeter: SVB 5/4, HSG 4/3
Zeitstrafen: SVB 8 – HSG 12
Rote Karten: Gervé (45.), Quader (59.) – beide 3×2 Min.

H1: Beckdorf will sich selbst beschenken
H1: Im „Sparmodus“ zum 35:20

Sie müssen eingeloggt sein, um einen Kommentar abzugeben Login