H1: Der SV Beckdorf gewinnt das Spitzenspiel

Ein Handball-Krimi mit Happy-End für den Oberligisten SV Beckdorf: Die Mannschaft von Trainer Daniel Untermann setzte sich beim Verfolger TV Bissendorf-Holte mit 26:25 durch. Der Wiederaufstieg in die Dritte Liga rückt näher.

Beim Stand von 25:25 stehen noch 30 Sekunden auf der Uhr. Beckdorf hat den Ball. Bissendorf will den Ball. Ein Remis nutzt dem Tabellenzweiten wenig im Kampf um die Meisterschaft. Die Zuschauer sind längst aufgestanden. 90 Fans aus Beckdorf brüllen sich die Seele aus dem Leib. Trainer und Spieler verstehen ihr eigenes Wort nicht mehr. Über Zeichensprache artikulieren sie die Taktik. Bissendorf steht offensiv. Beckdorf nutzt die Lücken. Vito Clemens erzielt 15 Sekunden vor dem Abpfiff das 26:25. Der Gastgeber nimmt eine Auszeit, bringt danach den siebenten Feldspieler. Die Taktik fruchtet nicht. Einzig einen Freiwurf von der Neunmeterlinie zentral vor dem Tor sprechen die Schiedsrichter Bissendorf noch aus. Der Ball landet im Beckdorfer Block. Der Rest ist unbeschreiblicher Jubel. Der Beckdorfer Trainer Daniel Untermann übt sich in Demut, als er wieder zu Atem kommt. „Wir haben den Aufstieg erst erreicht, wenn wir rechnerisch nicht mehr einzuholen sind“, sagt er mit heiserer Stimme. Noch nehme er keine Glückwünsche entgegen.

Beckdorf führt die Tabelle an. Sechs Punkte Vorsprung auf Bissendorf stehen in der Statistik. Um mehr als 50 Tore besser ist das Beckdorfer Torverhältnis. Rein theoretisch müssten die Verfolger in den verbleibenden elf Spielen also vier Spiele mehr gewinnen als der SVB.

Die Partie der beiden besten Mannschaften der Oberliga avanciert zum typischen Spitzenspiel. Ein Festival von genialen Aktionen und ein Festival der Fehler. Die Teams liefern sich ein Hauen und Stechen. Die Schiedsrichter lassen viel laufen. Die Unparteiischen sorgen manchmal für Unmut, behalten aber ihre Linie. Das feuert die Stimmung an.

In der ersten Halbzeit liegt Beckdorf teilweise mit bis zu drei Treffern zurück. Stefan Völkers setzt für die Gäste die Akzente. Fünf Tore erzielt der Linkshänder, bis er kurz nach Wiederanpfiff mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ausgewechselt wird. In den ersten 20 Minuten verliert Beckdorf das Duell der Torhüter. Arturs Kugis erwischt nicht seinen besten Tag. Daniel Untermann beordert in Abwesenheit seiner Nummer eins, Stefan Stielert, der mit Grippe im Bett liegt, Dennis Zjezdzalka zwischen die Pfosten. Zjezdzalka wird zum Mann des Spiels. Er vereitelt bis zum Schlusspfiff 15 Würfe, entschärft vier Tempogegenstöße und knochenfreie Würfe vom Kreis. Der Keeper zieht Bissendorf den Zahn, weil die Gastgeber auch in Überzahl mehrfach an ihm scheitern.

Bis zum Spiel in Bissendorf sammelte Zjezdzalka kaum Spielanteile. Ende des vergangenen Jahres warf Untermann seinen dritten Torwart sogar kurzzeitig aus dem Kader. Seit Weihnachten ist er wieder dabei. Untermann hat auf ihn eingeredet. Wenn er eine Chance bekäme, müsse er sie nutzen. Die Leistung vom Sonntag sei eine gute Visitenkarte, gerade in Bezug auf Zjezdzalkas bislang ungeklärte Vertragsverlängerung.

Seinen Neuzugang vom Drittligisten VfL Fredenbeck, Eike Wertz, setzt Untermann in Bissendorf dosiert ein. Seine Aufgaben am Kreis und im Mittelblock habe Wertz gut gelöst, sagt der Trainer. Der Rechtshänder hat nach seiner Vertragsauflösung in Fredenbeck erst zweimal mit den Beckdorfern trainiert.

Die Spieler feiern sich, den Sieg in Bissendorf und den komfortablen Vorsprung auf die Verfolger ausgiebig im Mannschaftsbus. Ausstieg ist in Buxtehude. Dort geht die Party weiter. Beim Superbowl-Finale in des Trainers Wohnzimmer.

Die Statistik

SV Beckdorf: Kugis, Zjezdzalka, Versakovs 6/1, Rudolphi 2, Krohn 2, Wertz, Clemens 2, Hesslein, Bowe 4, Schmidt 2, Völkers 5, Juzups, Scholz 1, Jansen 1.

Bericht: Daniel Berlin, Tageblatt Online

Foto: Moritz Frankenberg

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